Effektiver Einkauf ist mehr als nur Rabatt
Bei der Warenbeschaffung legen viele Apotheker den Fokus auf den erzielbaren Einkaufsvorteil. Diese Perspektive ist jedoch zu kurz gegriffen. Ein erfolgreicher Einkäufer berücksichtigt Lieferfähigkeit, Kosten und Vorteile gleichermaßen.

Studien zeigen, dass die Lieferfähigkeit bei Arzneimitteln einen hohen Stellenwert im Meinungsbild der Bevölkerung hat. Daher ist eine angemessene Lieferfähigkeit das Hauptziel für Einkauf und Lagerhaltung. Denn Rabatte und günstige Warenbewirtschaftung sind wertlos, wenn die benötigten Artikel nicht verfügbar sind.
Welche Höhe an Lieferfähigkeit ausreichend ist, unterscheidet sich von Standort zu Standort. Beeinflusst wird sie weniger durch die Höhe der Bestellmengen (Lagertiefe) als durch die Anzahl verschiedener Artikel am Lager (Lagerbreite). Auch ein sinnvoller Lieferantenmix – also Anzahl und Lieferzeiten von Großhandel und Direktbezug – sowie geeignete Einstellungen der warenwirtschaftseigenen Optimierung unterstützen dieses Ziel.
Ist die Lieferfähigkeit gesichert, kann der Fokus auf eine kosteneffiziente Abwicklung aller Beschaffungsvorgänge gelegt werden. Kosteneffizienz im Einkauf bedeutet, hohe Einkaufsvorteile zu erzielen und Bestellvorgänge mit minimalen internen Beschaffungskosten abzuwickeln. Gute Einkaufsvorteile hängen von den Verhandlungen mit Lieferanten und der Nutzung des Direktbezugs ab. Zudem ist es wichtig, den Arbeitsaufwand bei der Lagerbewirtschaftung und die Lagerrisiken wie die Bildung unverkäuflicher Bestände gering zu halten. Dies geschieht vor allem durch geschickte organisatorische Maßnahmen. Das sind zum Beispiel konsequente und regelmäßige Lagerkontrollen sowie die Optimierung von Arbeitsabläufen, Zuständigkeiten und Fähigkeiten. Diese Ziele dienen der Rentabilität, müssen jedoch bei finanziellen Engpässen zugunsten der Liquidität zurückgestellt werden.
Zielkonflikte und Maßnahmen beim Einkauf
Die verschiedenen Ziele werden durch zahlreiche Maßnahmen verfolgt, die jedoch untereinander in Konkurrenz stehen können. Hohe Lieferfähigkeit wird leichter erreicht, wenn große Mengen eingekauft und vorrätig gehalten werden. Dies erhöht jedoch die Lagerrisiken hinsichtlich Unverkäuflichkeit und Verfall. Ein sehr schlankes Lager hingegen ist günstig und risikoarm zu bewirtschaften, kann jedoch zu vermehrten Lieferengpässen sowie unzufriedenen Kunden führen. Die Beispiele zeigen, dass diese Wechselwirkungen es notwendig machen, Prioritäten zu bilden und Teilziele an diesen Prioritäten auszurichten.
- Guido Michels
Diplom-Ökonom,
Stellvertretender Leiter der Abteilung BetriebswirtschaftTelefon: 0511 83390 -191
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