Unternehmenssteuerung – Meine Kennzahlen fest im Blick

Notdienst in Not!

Apotheken sind 365 Tage im Jahr Ansprechpartner in Notsituationen. 420.000 Nacht- und Notdienste kommen so jährlich zusammen. Neue Berechnungen der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg zeigen, dass die Dienste für die Apotheken nicht kostendeckend sind. Doch es gibt Lösungsvorschläge.

24. März 2025
alt text

Der flächendeckende Notdienst der Apotheken stellt eine tragende Säule der Notfallversorgung dar. Die Apotheken gewährleisten ihn zu jeder Tages- und Nachtzeit, auch an Sonn- und Feiertagen in allen Regionen des Landes. Doch zunehmend bedarf es seitens der Apothekerschaft zur Bewältigung dieser gesellschaftlich notwendigen Aufgabe erheblich größerer Anstrengungen. Denn zum einen stehen durch das Apothekensterben immer weniger Betriebe bereit, die diese Leistung aufrechterhalten. Zum anderen sind die Dienste für die Apotheken eine zeitliche, organisatorische und wirtschaftliche Belastung.

Etwa 1.000 Euro Verlust pro Notdienst

In einem Positionspapier hat die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg (LAKBW) die wirtschaftliche Seite eines 24-Stunden-Notdienstes beleuchtet. Dafür wurden den durchschnittlichen Erlösen aus den Diensten die dazugehörigen Kosten gegenübergestellt. Die Daten beruhen auf Zahlen von vielen Hundert Betrieben aus ganz Baden-Württemberg. Die Angaben zu den Kosten stellte die Treuhand Hannover bereit.

Das Ergebnis: Aus wirtschaftlicher Sicht sind die Notdienste ein Minusgeschäft. Auf der Erlösseite stehen rund 950 Euro Einnahmen aus der Notdienstpauschale sowie aus dem Rohertrag der abgegebenen Waren. Dagegen fallen Vollkosten von rund 1.950 Euro an. Vollkosten bedeutet, dass nicht nur direkt anfallende Kosten des Dienstes (wie zum Beispiel Ausgaben für das Personal), sondern auch fixe Vorhalte- und Infrastrukturkosten (wie zum Beispiel Ausgaben für Miete und Warenwirtschaft) berücksichtigt wurden. Begreift man nämlich den Notdienst als integralen Bestandteil der Arzneimittel- und Daseinsfürsorge, ist es logisch zu argumentieren, dass dieser Dienst zur Deckung aller Kosten beitragen muss.

Vier Ideen zur Verbesserung

Aus Sicht der Kammer geht die Apothekerschaft an ihre Grenzen, um eine gesellschaftlich notwendige Aufgabe zu erfüllen und eine sichere Arzneimittelversorgung zu gewährleisten. Eine neue Regierung müsse das Problem dringend aufgreifen und sinnvoll angehen. Als Lösung hat der Vorstand der LAK BW die vier folgenden Vorschläge für eine grundlegende Optimierung der Notdienstparameter erarbeitet:

1. Auskömmliche Vergütung der Voll- und Teilnotdienste
Die Vergütung der Notdienste muss im Durchschnitt mindestens kostendeckend sein.

2. Anpassung der Notdienstgebühr
Zur Entlastung des Notdienstes soll die Notdienstgebühr von derzeit 2,50 Euro deutlich auf zehn Euro angehoben werden.

3. Neue Organisation der Notdienstverteilung
Für eine bessere Versorgung rund um die Uhr muss die Verteilung der Notdienste weiter optimiert werden. Man sollte dabei Entfernung, infrastrukturelle Gegebenheiten sowie zeitliche Rahmenbedingungen berücksichtigen und Teil- und Vollnotdienste neu kombinieren.

4. Etablierung von telepharmazeutischen und telemedizinischen Konzepten
Apotheken sollten im Notdienst die Möglichkeit eines Video-Konsils mit dem ärztlichen Notdienst bekommen. Dies würde den ärztlichen Notdienst entlasten und den Patienten Zeit sparen.