Der Standort – Erfolgsfaktor einer Apotheke

Wirtschaftliches Denken ist für Selbstständige unumgänglich, da es die Grundlage für erfolgreiche Geschäftsentscheidungen bildet. Um den Erfolg eines Unternehmens besser einschätzen zu können, ist es wichtig, das Umsatzpotenzial zu analysieren.

Ein erster Anhaltspunkt hierfür ist die Bevölkerungszahl des Einzugsgebietes. Die »Einwohnermethode« gibt anhand der Einwohnerzahlen sowie mithilfe von Statistiken über den durchschnittlichen regionalen Pro-Kopf-Verbrauch an Arzneimitteln einen ersten Rückschluss auf den möglichen Umsatz am jeweiligen Standort. Hierbei muss aber berücksichtigt werden, dass sich das Umsatzpotenzial nicht gleichmäßig auf alle Apotheken eines Gebietes verteilt.

Weiterhin lässt sich unter Berücksichtigung der bestehenden Apotheken im Einzugsgebiet eine »Einwohner-pro-Apotheke-Relation« ableiten. Verglichen mit Durchschnittswerten bietet diese Relation eine erste grobe Einschätzung zur Notwendigkeit einer neuen oder weiteren Apotheke an diesem Standort. Eine detaillierte Analyse sollte jedoch nicht nur die absoluten Werte berücksichtigen, sondern auch die Bevölkerungsprognose, die Altersstruktur der ansässigen Einwohner sowie deren soziale Verhältnisse einbeziehen.

Verschreibungspflichtige Arzneimittel machen je nach Standort 80 bis 90 Prozent des Umsatzes einer Apotheke aus, weshalb der Ärztesituation vor Ort besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Dabei spielt nicht nur die Anzahl der Arztpraxen eine Rolle, sondern auch die Fachrichtungen, da das Verschreibungsvolumen zwischen den einzelnen Arztgruppen erheblich variiert. Zudem sind die Entfernung der Praxen zur Apotheke und die Laufwege der Patienten von Bedeutung, denn entscheidend ist, welche Apotheke am bequemsten erreichbar ist. Seit Kurzem erschwert die Einführung des E-Rezepts diese Einschätzung. Es ist schwieriger geworden, vorherzusagen, wann und wo die Patienten ihre Rezepte einlösen, insbesondere wenn diese von der Praxis nicht sofort signiert werden. Auch das Alter der Ärzte darf nicht unberücksichtigt bleiben, da Umsätze von Ärzten über 60 Jahren potenziell unsicherer sind und wegbrechen können.

Neben der Nähe zu den ansässigen Ärzten gibt es weitere Faktoren, die den Erfolg der Apotheke beeinflussen. Befindet sich der Standort in einem dicht besiedelten Wohngebiet? Sind vielleicht in naher Zukunft Neubaugebiete geplant? Liegt die Apotheke in einer belebten Fußgängerzone? Stehen ausreichend Parkmöglichkeiten zur Verfügung? Auch die Umgebung spielt eine entscheidende Rolle: Sind stark frequentierte Einrichtungen wie Supermärkte, Discounter, Drogeriemärkte oder Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs in der Nähe? Darüber hinaus darf die Verkehrsführung in der Umgebung nicht außer Acht gelassen werden – Straßen, Unterführungen, Überwege, Plätze, Bahnstrecken und sogar natürliche Barrieren wie Flüsse und Seen können die Kundenströme und die Passantenfrequenz beeinflussen, was sich direkt positiv oder negativ auf den Umsatz auswirken kann.

Bei der Analyse des Standortes handelt es sich zunächst immer um die Betrachtung der Ist-Situation. Für eine fundierte Beurteilung ist es jedoch ebenso wichtig, einen Blick in die Zukunft zu werfen und mögliche Veränderungen der Standortfaktoren zu berücksichtigen. Wie entwickelt sich die Bevölkerungsstruktur? Werden neue Wohngebiete ausgewiesen? Ziehen Arbeitgeber in die Region oder weg? Auch Ärzte können ihre Praxen verlegen oder schließen, was die Patientenströme beeinflussen könnte. Ähnliches gilt für die Konkurrenz vor Ort: Besteht die Gefahr, dass eine weitere Apotheke eröffnet wird oder steht möglicherweise die Schließung einer bestehenden Apotheke, etwa aus Altersgründen, bevor? Bei verkehrstechnischen Veränderungen ist es oft sinnvoll, im aktuellen Bebauungsplan der Gemeinde zu recherchieren.

Zahlreiche Faktoren tragen zur Attraktivität eines Standorts bei. Einige lassen sich mathematisch erfassen, während andere einer subjektiven Einschätzung unterliegen. Wir unterstützen Gründer oder Erwerber dabei, ein sachlich begründetes Vertrauen in einen Standort zu entwickeln. Sollte jedoch keine positive Prognose möglich sein, ist es wichtig, diese Erkenntnis anzunehmen. Es bringt nichts, die Situation schönzureden, nur weil bereits Zeit und Geld investiert wurden oder man aus persönlichen Gründen unbedingt diesen Standort wählen möchte. Viele erfolgreiche Apothekeninhaber haben nicht das erste Angebot angenommen, sondern sich Zeit genommen, den richtigen Standort für eine erfolgreiche Selbständigkeit zu finden.